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EINLEITUNG

Überblick über die Reformation in Deutschland und in der Schweiz

Die  Schweiz am Vorabend der Gegenreformation

Das Werk der Gegenreformation

A- Die Wiederherstellung des Ansehens der kartholischen Kirche

a) Die Bündnisse

b) Das Trienter Konzil

c) Die Gründung des Jesuitenordens

B- Die Gegenreformation in Basel, Appenzell, Glarus und  den zugewanderten Orten Graubünden und Wallis

a) Basel

b) Appenzell

c) Glarus

d) Graubünden.

e) Das Wallis

Schlussbemerkungen

 


 

 

Überblick über die Reformation in Deutschland und in der Schweiz

 

        Um 1500 bestimmten die Lehren und Vorschriften der Kirche das ganze Leben. Im Volk herrschte aber noch viel Unwissenheit und Aberglaube : viele Menschen glaubten, sie könnten sich durch Geld von ihren Sünden loskaufen. Aus diesem Grund war der Kauf von Ablassbriefen besonders beliebt. In vielen Klöstern wurde sehr wenig auf Zucht und Ordnung gehalten und die Päpste verschwendeten die kirchlichen Einnahmen für den Bau der neuen Peterskirche in Rom und den Prunk des päpstlichen Hofes.

 

 

Luther

         In Deutschland wollte Luther das religiöse Leben reformieren und lehnte sich gegen das Ablasswesen und gegen die Autorität der Kirche auf. Seine Ansichten bedeuteten bald den Bruch mit der katholischen Kirche, denn im Mittelpunkt seiner Lehre steht der Glaube, der es dem Menschen ermöglicht, allein, das heibt, ohne Vermittlung der Kirche, den Weg zu Gott zu finden. Die auf Erden vollbrachten Werke haben keinen Wert. Luther behauptet sogar, dass Papst und Konzilien sich irren können.

 

Zwingli

 

 Calvin

 

        In der Schweiz folgte der Züricher Stadtpfarrer Ulrich Zwingli dem Beispiel Luthers und machte sich daran, das kirchliche Leben zu erneuern. Er forderte den Rat der Stadt Zürich dazu auf, die Messe abzuschaffen, die Heirat der geistlichen zu erlauben und die oberste kirchliche Behörde zu bilden. 1536 kam der aus Frankreich geflohene Jean Calvin nach Genf, das er zum Zentrum seiner reformatorischen Tätigkeit machte.

 

 

 

Die Schweiz am Vorabend der Gegenreformation

        Die Eidgenossenschaft war konfessionell gespalten.

        1531 unterlagen in der Schlacht bei Kappeln Zürich, Bern und ihre Verbündeten dem Heer der katholischen Eidgenossen. Der nach dem Krieg unterzeichnete  Zweite Kappeler Landfriede verhinderte, dab die Reformation sich über die ganze Schweiz ausbreitete und bestimmte von nun an die politischen und konfessionellen Machtverhältnisse. Beide Lager durften bei ihrem Glauben verharren. Zürich und Bern verharrten also bei dem neuen Glauben, während die fünf inneren Orte katholisch blieben. In den Gemeinen Herrschaften durften reformierte Gemeinden ihren Glauben behalten.

 

        Die Eidgenossenschaft bestand aus :

·      vier reformierten Orten : Zürich, Bern, Basel und Schaffhausen.

·      sieben katholischen Orten : die fünf innere Orte Luzern, Zug, Uri, Schwyz und Unterwalden, sowie Freiburg und Solothurn

·      zwei Kantonen mit beiden Konfessionen : Glarus und Appenzell

·      den zugewanderten Orten, unter ihnen Graubünden und Wallis, in denen beide Konfessionen vertreten waren.

 

 


 

 

A- Die Wiederherstellung des Ansehens der katholischen Kirche

         Das Jahrhundert der Gegenreformation umfasst den Zeitraum zwischen 1560 und 1660. Drei Ereignisse haben das Wiedererstarken der katholischen Kirche entscheidend begünstigt, und zwar :        

        a) die Bündnisse :

·      der Goldene Bund

·      die Allianz der katholischen Orte mit Spanien

        b) das Konzil zu Trient (1545-1563)

        c) die Gründung des Jesuitenordens

        

        a) Die Bündnisse

        Die katholischen Orte wurden sich dessen bewusst, dass es vonnöten war, gemeinsame Sache zu machen und eine einheitliche katholische Front zu bilden, die imstande war, dem Vorstob der reformatorischen Kräfte entgegenwirken zu können.

·      Um der Isolierung zu entgehen, schlossen die sieben katholischen Orte am 5. Oktober 1586 einen Bund, den sogenannten Goldenen Bund, später Borromäischer Bund genannt. Die Kontrahenten versprachen sich, beim alten Glauben zu bleiben, und verpflichteten sich, sich gegenseitig zu schützen.

·      Zur Festigung ihrer Stellung nach auben sollte die Allianz der katholischen Orte mit Spanien, die am 12. Mai 1587 abgeschlossen wurde.

 

        b) Das Trienter Konzil

        1545 rief Papst Paul 3. das Konzil nach Trient. Das Konzil verfolgte ein dreifaches Ziel : Es ging darum, die Ketzerei auszurotten, die Kirchendisziplin wiederherzustellen und den Frieden zu sichern.

        Die Eidgenossenschaft war der ersten Tagungsperiode (1545-1547) gleichsam ferngeblieben. Die zweite Tagungsperiode in den Jahren 1551-1552 wurde nach anfänglicher Zustimmung schlieblich auch boykottiert. Erst 1561 beschlossen die fünf inneren Orte, an der dritten und letzten Tagung teilzunehmen. Freiburg und Solothurn pflichteten bald bei. Zwei Gesandte wurden nach Trient geschickt : als Geistlicher der Abt Joachim Eichhorn von Einsiedeln, als weltlicher Melchior Lussy. Die Beschlüsse der am 8. Dezember 1563 beendeten Kirchenversammlung wurden in ihrer Ganzheit angenommen.

        Die katholische Lehre wurde im Sinne des gröbten mittelalterlichen Kirchenlehrers Thomas von Aquin neu festgelegt. Der Gegensatz zur Lutherischen und reformierten Lehre wurde klar herausgestellt : Das Konzil verwarf die protestantischen Dogmen und hielt an der überlieferten Erlösungslehre fest. Die Auslegung der Bibel ist Sache der kirchlichen Autorität, Glaube und Werke sichern das Heil der Seele.

         

        c) Die Gründung des Jesuitenordens

        Zur Durchführung der katholischen Reform hat auch die Gründung des Jesuitenordens beigetragen.

        1534 rief der spanische Offizier von Loyola einen neuen, militärisch aufgebauten Orden ins Leben, die Gesellschaft Jesu. Wie die Mönche gelobten sie Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam. Wie bei Soldaten war der Gehorsam ihr oberstes Gelübde; sie wollten dem Papst ohne Zögern und Bedenken folgen. Die Jesuiten waren als Lehrer an den Schulen und Universitäten tätig und sorgten auf diese Weise für die katholische Ausbildung des Nachwuchses. 1577 wurde in Luzern das erste Jesuitenkollegium gestiftet, 1580 entstand in Freiburg das Kollegium Sankt Michel, 1591 wurde in Pruntrut, dem Sitz des Bischofs von Basel, ein drittes Kollegium errichtet und im 17. Jahrhundert lieben sich die Jesuiten auch in Brig, Sitten und Solothurn nieder.

 

        

B- Die Gegenreformation in Basel, Appenzell, Glarus und  den zugewanderten Orten Graubünden und Wallis

        

         a) Basel

        1575 wurde Jakob Christoph Blarer von Wartensee, ein energischer und reformentschlossener Kirchenfürst, zum Bischof gewählt.

         Sofort setzte er sich für die Sicherung und Stärkung der katholischen Restgebiete seiner Diözese ein. Er erkannte die Notwendigkeit einer engeren Verbindung mit den katholischen Orten. Am 19. November 1579 ging Basel ein Bündnis mit den 7 katholischen Orten ein.

        Dann setzte sich der Bischof mit dem reformierten Ort Basel auseinander. An einem Oktobertag des Jahres 1581 erschien er in Arlesheim, befiehl die Einwohner in die Kirche und feierte hier die Messe. Die Stadt Basel protestierte, und bald schlugen beide Parteien den Rechtsweg ein. Die eidgenössischen Schiedsrichter aber sprachen dem Bischof das Herrschaftsrecht über die Vogteien Zwingen, Pfeffingen und Birseck zu. So konnten die Gebiete der Birs entlang bis hart an die Stadt Basel heran zum groben Teil rekatholisiert werden. Es muss hinzugefügt werden, dass die Jesuiten bei der Wiederherstellung des alten Glaubens in diesen Gemeinden stark mitgewirkt haben.

 

        b) Appenzell

        1588 entstand in Appenzell ein Kapuzinerkloster. Es wurde der geistige Mittelpunkt der Rekatholisierung. Die katholischen Appenzeller, die in den inneren Rhoden in der Mehrheit waren, zwangen die bisher tolerierte reformierte Minderheit zur Konversion oder Abwanderung. Die Antwort der reformierten äuberen Rhoden lieb nicht lange auf sich warten. Auch sie machten sich daran, die katholischen Minderheiten zu unterdrücken.

       

        Von entscheidender Tragweite war der Landteilungsbrief von 1597, der die Teilung des Kantons in zwei konfessionelle Hälften bewirkte. Aus politischen, konfessionellen und finanziellen Gründen verlangten die katholischen Appenzeller die Aufnahme ins Bündnis mit Philipp 2., dem König von Spanien. Die reformierten Appenzeller weigerten sich, in das Bündnis einzuwilligen, und es blieb den eidgenössischen Schiedsrichtern nichts anderes übrig, als die Trennung Appenzells in die beiden selbständigen Staaten Appenzell-Auberrhoden und Appenzell-Innerrhoden zu beschlieben.

        c) Glarus

        Seit 1531 hatte sich der neue Glaube im Lande Glarus immer mehr ausgebreitet und die fünf inneren Orte waren bemüht, dieser Entwicklung ein Ende zu setzen. Aegidius Tschudi, Inhaber des Landammanamtes, wollte das Land gewaltsam rekatholisieren und die Neugläubigen austreiben. Aber der in die Schweiz beordete Nuntius Giovanni Antonio Volpe wollte keinen Krieg und trat für eine Entspannung in der Eidgenossenschaft ein. Der Streit um den sogenannten Glarnerhandel wurde zunächst im Jahre 1564 durch einen Vertag friedlich geschlichtet. Dieser Vertrag war eine Kompromisslösung, insofern als er das Simultaneum einführte. Aber es stellte sich heraus, dass der Vertrag keine langfristige Lösung bot. Der katholische Glaube verlor immer mehr an Boden : um 1600 kamen auf zwei Katholiken sieben Protestanten. Nach jahrzehntelangen Streitigkeiten wurde im Jahre 1623 ein neuer Landesvertrag abgeschlossen, dessen Ergebnis eine zwar nicht territoriale Scheidung des Landes wie in Appenzell, wohl aber eine funktionelle. Dieser Landesvertrag bringt  konfessionell getrennte Landsgemeinden. Zu den Tagsatzungen bestimmte jede Glaubenspartei ihren Vertreter.

 

        d) Graubünden.

        Wenn man vom Grauen Bund absieht, war in Graubünden die Reformation zum groben Teil durchdrungen. Zwei Parteien standen sich gegenüber, die durch zwei Familien vertreten waren :

·      die protestantisch gesinnten Salis

·      die Planta, die dem alten Glauben treu geblieben waren.

        Im Februar 1751 wurde Dr. Johann von Planta damit beauftragt, die der katholischen Kirche entfremdeten kirchlichen Güter in den Bistümer Chur und Como zurückzuerlangen, was zu Unruhen in der reformierten Bevölkerung führte. Die Salis leiteten die Volksbewegung, von Planta wurde verhaftet und am 31. März 1572 hingerichtet.

        Die Konflikte zwischen der katholischen und der protestantischen Partei setzten sich bis zum Ende des dreibigjährigen Krieges fort. Dieser Konflikt äußerte sich in einer Reihe von kriegerischen Episoden :

·      Die Festnahme des greisen Erzpriesters Nicolo Rusca im Jahre 1618 sowie die Gründung einer reformierten Schule in Sondrio, die Errichtung eines Strafgerichts unter der Leitung Georg Jenatschs, das die Hinrichtung des Landammanns des Bergells Johann Baptist Prevost und des Nicolo Rusca im Jahre 1819 beschloss, lösten im Veltlin eine Welle der Empörung aus und führten von Seiten der katholischen Partei zu Vergeltungsmabnahmen, die in der Einberufung eines Strafgerichts ihren Niederschlag fanden.

·      Der Veltliner Mord am 19./20. Juli 1620 führte zum Tod von fast allen Protestanten in Tirano, Sondrio, und den umliegenden Dörfern und bedeutete das Ende der Reformation im Veltlin.

·      Die Mailänder Artikel vom Januar 1622 führten zur Rekatholisierung der an Österreich fallenden Gebiete.. Kapuzinermissionen wurden damit beauftragt und die reformierten Geistlichen mussten das Land verlassen. Aber in der Nacht des 23./24. April 1622 fand ein Volksaufstand statt und die Österreicher wurden überall geschlagen. Im September 1622 gelang es den österreichischen Truppen, Graubünden zurückzuerobern, und der Lindauer Vertrag vom 30. September 1622 bekräftigte und verschärfte die Mailänder Artikel.

·      Ende Oktober 1624 drang François-Annibal d'Estrées, Marquis de Coeuvres, in Graubünden ein und trug den Sieg über die Österreicher davon. Der reformierte Glaube lebte wieder auf.

        Erst mit dem Mailändischen Kapitulat von 1639 kehrte im Veltlin, um dessen Besitz sich Frankreich, Spanien und Österreich bemüht hatten, wieder Frieden ein. Spanien durfte die Pässe Graubündens benutzen, das Veltlin kam an Bünden zurück, blieb aber katholisch.

       

        e) Das Wallis

        Im Wallis waren sowohl der alte als der neue Glaube vertreten. Die oberen Zenden blieben katholisch. In den unteren Zenden war der Einfluss der Protestanten nicht zu unterschätzen. Es muss aber darauf hingewiesen werden, dass das Volk dem neuen Gauben wenig Interesse entgegenbrachte.

        Als Vertreter der Gegenreformation sorgte Adrian von Riedmatten für die Aufnahme der Kapuziner und der Jesuiten in das Wallis.

        Von entscheidender Bedeutung war der am 1. August 1603 von den fünf inneren Orten gefasste Entschluss, den neuen Glauben durch Entfesselung der Volkswut zu bekämpfen und auszurotten. In den Gemeinden wurden die Einwohner aufgefordert, sich unter Einsatz ihres Lebens für den alten Glauben aufzuopfern. Die Aktion wurde von Erfolg gekrönt und die Protestanten wurden im März 1604 von dem Visper Landrat vor die Wahl gestellt, entweder zu konvertieren oder das Land zu verlassen. Auberdem wurde der Besuch reformierter, auswärtiger Schulen sowie die Einfuhr von reformiertem Schrifttum verboten. Diese Beschlüsse vertrieben die Reformation für immer aus dem Wallis und die Auswanderung begann.


 

       

        Versucht man, das Fazit aus den gegenreformatorischen Bestrebungen zwischen 1560 und 1660 zu ziehen, so drängt sich die Feststellung auf, dass die Gegenreformation das Werk einer von oben und einer von unten ausgehenden Bewegung. Sowohl  die von oben durchgeführte innere Reform der katholischen Kirche - insbesondere die Wiederherstellung der Kirchenzucht und die Ausbildung der Geistlichen - als auch der Einfluss starker Persönlichkeiten [Ignatius von Loyola, Jakob Blarer, Aegidius Tschudi, Johann von Planta], die sich ganz für die Sache der katholischen Kirche einsetzten, haben dem alten Glauben dazu verholfen, in bestimmten Teilen der Schweiz wieder Fub zu fassen.

        Es muss auch hinzugefügt werden, dass die Gegenreformation nur verhältnismäbige Erfolge zeitigte, sofern als die Eidgenossenschaft  letzten Endes konfessionnell gespalten blieb.