Auffallend ist, dass die Hauptgestalt des Romans nur durch einen
Buchstaben identifiziert wird, und zwar durch "K". Dieses "K" verweist auf
den Namen Kafka, und es ist also anzunehmen, dass der Roman
autobiographische Elemente enthält.
In den folgenden Zeilen werden die Kulissen der späteren
Handlung aufgebaut. : Dorf und Schloss werden ganz kurz beschrieben.
Das Dorf ist eingeschneit. Das Schloss kann man der Finsternis
und dem Nebel zufolge nicht erblicken. In beiden Sätzen gelingt es Kafka,
durch visuelle Wahrnehmungen einen Eindruck von Einsamkeit und
beklemmender Stille zu erwecken. Das Schloss steht auf einem Berg und ist
anscheinend unbewohnt, denn "auch nicht der schwächste Lichtschein deutete
das grobe
Schloss an". Das Adjektiv "grob"
hat hier einen symbolischen Wert und weist auf die Macht des Schlosses
hin. Dieses Schloss erinnert an die bösen Schlösser aus der Märchenwelt,
zu denen man nur unter gröbter
Schwierigkeit gelangt. Es ist so, als ob sich der Held in eine irreelle,
bedrohliche Welt begäbe.
K. bleibt dann auf der Brücke stehen. Dies ist symbolisch zu
verstehen. Die Brücke symbolisiert den Übergang in eine andere Welt, das
Stehenbleiben bringt K.s Zögern zum Ausdruck. K.s wagt es nämlich nicht,
den entscheidenden Schritt
Kurz darauf betritt K. das Wirtshaus.
Der Wirt scheint verwirrt zu sein. Seine Verwirrung zeigt, dass
er nur selten die Gelegenheit hat, Fremde zu empfangen. Deshalb kann man
seine Worte, er habe "kein Zimmer zu vermieten, zu Recht anzweifeln. Der
Wirt ist in der Tat unschlüssig, was er tun soll : er wagt es nicht, K.
vor die Tür zu setzen, er wagt es aber auch nicht, ihn wie einen
willkommenen Gast zu behandeln.
Auch K.s Benehmen ist eigenartig. Er will "sich mit niemandem
unterhalten" und sehnt sich nur nach Ruhe und Geborgenheit. Man erfährt
nämlich, dass K. sich "der Nähe des Ofens" hinlegt. Dieser Satz hat in
unseren Augen einen symbolischen Wert. K. sucht die Wärme im Sinne von
Geborgenheit.
Kaum ist K. eingeschlafen, als er von einem Mann aufgeweckt wird. Dieser
Mann unterscheidet sich durch das Äubere
von den anderen Gästen. Er gehört einer anderen Welt an, und zwar der des
Schlosses. Er ist nämlich der Sohn des Kastellans.
Die folgenden Zeilen sind dem Gespräch zwischen K. und dem
jungen Mann gewidmet. Die ersten Worte des jungen Mannes
bekräftigen den ersten Eindruck, den der Leser vom Schloss gewonnen hat.
Der Satz "Dieses Dorf ist Besitz des Schlosses ... ohne gräfliche
Erlaubnis." weist nämlich auf die Macht des Schlosses hin. Auberdem
scheint das Schloss allwissend zu sein, denn es ist schon über K.s
Anwesenheit im Dorf unterrichtet. Die Macht des Schlosses wird symbolisch
durch K.s Haltung veranschaulicht : "K. hatte sich halb ... von unten her
an". K. liegt sozusagen am Fube
des Vertreters des Schlosses.
Das ganze Gespräch dreht sich um ein einziges Thema : die
Aufenthaltserlaubnis. Die mehrfache Wiederholung des Wortes "Erlaubnis"
verleiht dem Gespräch einen humorvollen Ton. Wir haben es eher mit
einem Aneinandersprechen zu tun, aus dem das Groteske entsteht. Auch der
Gegenstand des Gesprächs kommt dem Leser lächerlich vor. Wir stehen hier
an der Grenze des Möglichen, ja an der Grenze des Wirklichen. Solch eine
Situation scheint eher in einen Traum hineinzupassen als in die
Alltagswelt.
Diese Zeilen hinterlassen den Eindruck, als würden sich Dorf und
Schloss gegen K. verschwören. Der Wirt, die Bauern und der Sohn umgeben K.
und sind sich darüber einig, dass er schuldig ist.
Schlussbemerkungen
Abschliebend
kann man sagen, dass diese Stelle in zweierlei Hinsicht aufschlussreich
ist. Sie ist zum einen eine Art Expositionsszene. Der Ort der Handlung ist
nun bekannt und K.s zukünftiges Verhältnis zum Dorf und zum Schloss wird
umrissen. Man ahnt schon, dass es K. schwerfallen wird, sich im Dorf
niederzulassen und Kontakt mit jenem unsichtbaren, daher unerreichbaren
Schloss Kontakt aufzunehmen. Zum anderen gewinnen wir in dieser Stelle
einen Einblick in Kafkas Erzählweise, in der das Seltsame einen groben
Platz einnimmt.