Accueil > Civilisation > Liechtenstein > Liechtenstein 1866 - 1923

 

Zwischen 1866 und 1914 ging die Geschichte des Fürstentums einher mit der seines  österreichischen Nachbarn.

         Im wirtschaftlichen Bereich zeigten sich die ersten Zeichen eines gewissen Aufschwungs.

1870 wurde die erste Eisenbahn eingeweiht.

1873 wurde ein Damm entlang des Rheins in Zusammenarbeit mit der Schweiz und Österreich errichtet.

Am 6. Oktober 1874 unterzeichneten Liechtenstein und die Schweiz einen Niederlassungsvertrag. Dieser Vertrag verlieh den liechtensteinischen Angehörigen das Recht, sich in der Schweiz niederzulassen, ein Erbgut zu erwerben und einen Beruf auszuüben.

Am 19. Januar 1884 trat ein liechtensteinisch-österreichischer Vertrag in Kraft : die österreichische Justiz nahm an einigen Entscheidungen der Gerichtshöfe teil, welche das österreichische Strafgesetzbuch benutzten. Am 14. August 1886 wurde ein Übereinkommen zwischen Liechtenstein und der Schweiz geschlossen, welches die Zulassung liechtensteinischer Ärzte in der Schweiz und umgekehrt erlaubte. Am 8. August 1898 wurden einige Artikel des österreichischen Strafgesetzbuchs umgearbeitet, damit sie im Fürstentum angewendet werden konnten. Am 4. Oktober 1911 unterzeichneten Österreich und Liechtenstein ein Postübereinkommen : Österreich übernahm die Verwaltung der liechtensteinischen Post. Neben den österreichischen wurden 1912 die ersten liechtensteinischen Briefmarken in Umlauf gesetzt.

Vor dem Ersten Weltkrieg machte die Textilindustrie bedeutende Fortschritte.

Auch der Tourismus  begann sich zu dieser Zeit zu entwickeln. Im Alpengebiet schossen die ersten Hotels aus dem Boden.

Das Land blieb aber nach wie vor auf die Landwirtschaft angewiesen. Das Vieh war der wichtigste Exportartikel.

Im politischen Bereich begab sich das Land auf den Weg zur Anerkennung.

1871, als das Deutsche Kaiserreich proklamiert wurde, wurde Liechtenstein zum unabhängigen Staat.

1880 übernahm die österreichisch-ungarische Diplomatie die Vertretung Liechtensteins im Ausland wie auch bei den meisten internationalen Konferenzen.

 

Im Ersten Weltkrieg erklärte sich Liechtenstein für neutral.

Die Folgen dieser Neutralität  ließen aber nicht lange auf sich warten : Der Mangel an Rohstoffen führte zur Stillegung mancher Betriebe und das Land erlebte Arbeitslosigkeit und Hungersnot.

Als 1918 / 1919 die liechtensteinischen Bürger ihre Sparguthaben verloren, weil die im Lande gültige österreichische Währung ihren Wert verlor, erlitt das Land einen dramatischen finanziellen Zusammenbruch.

 

Die Periode 1918-1923 ist für Liechtenstein eine Übergangszeit.

Ab 1918, seitdem die österreichisch-ungarische Monarchie aufgelöst worden war, näherte sich Liechtenstein allmählich der Schweiz an. Im Jahre 1918 stürzte die Doppelmonarchie zusammen und am 12. November 1918 wurde die Republik Österreich proklamiert.

1918 fand in Liechtenstein die erste Volksabstimmung statt : Dr. Wilhelm Beck vertrat die Volkspartei und ging siegreich aus den Wahlen hervor. Beck war kein Befürworter der an Österreich angelehnten Politik und machte sich daran, seine politischen Überzeugungen in die Tat umzusetzen.

Der 2. August 1919 markierte die Auflösung des österreichisch-liechtensteinischen Zoll- und Währungsvertrags. Ab dem 1. September 1919 wurde Liechtenstein von dem österreichischen Zoll als ein fremder Staat betrachtet. Nunmehr übernahm die schweizerische Eidgenossenschaft die konsularische Vertretung Liechtensteins im Ausland.

Am 10. September 1919, als der Friedensvertrag von St. Germain zwischen den Alliierten und Österreich unterzeichnet wurde, wurde Liechtenstein international als souveräner Staat anerkannt.

1920 schlossen Österreich und Liechtenstein einen neuen Postvertrag, der die Unabhängigkeit der liechtensteinischen Post garantierte, auch wenn sie noch von Österreich verwaltet wurde.

Am 5. Oktober 1921 trat die neue Verfassung in Kraft, welche heute noch besteht. Ihre Hauptneuerungen bildeten das Initiativ- und Referendumsrecht. Die neue Verfassung sah auch vor, dass  der Regierungschef von liechtensteinischer Geburt sein musste.

Im selben Jahr wurde ein Postvertrag zwischen der Schweiz und dem Fürstentum geschlossen, in dem stand, dass die Schweiz Sorge für den Post-, Telegraphen- und Telefondienst trug.

Am 1. Januar 1922 übernahm die Schweiz die diplomatische Vertretung Liechtensteins in Wien.

Das Jahr 1923 bedeutet einen Wendepunkt in der Außenpolitik des Landes.

Das Fürstentum fing an, sich immer mehr von seinem bisherigen österreichischen Partner abzuwenden und seine politische Annäherung an die schweizerische Eidgenossenschaft voranzubringen. Am 29. März 1923 unterzeichneten beide Nachbarstaaten ein Postübereinkommen, das am 1. Januar 1924 in Kraft trat. Am 1. Januar 1924 wurde der Schweizer Franken zur legalen Landeswährung.

Die allmähliche Gesundung der Wirtschaft zog die Wiedereröffnung industrieller Betriebe nach sich.  Ein Elektrobetrieb wurde aufgebaut.  Die industrielle Belebung gewann wieder an Stärke und trug zum Abbau der im Lande herrschenden Arbeitslosigkeit.

 

1927 brach der Rheindamm und mehr als die Hälfte der Landesfläche stand unter Wasser. In diesen schweren Stunden erwies sich die Hilfe der Schweiz und vieler europäischer Länder als sehr willkommen. Danach wurde beschlossen, den Binnenkanal entlang des Rheins zu errichten.

1928 zog der finanzielle Zusammenbruch der liechtensteinischen Sparkasse den Ruin des Landes mit sich.