Berlin und Wien wollen bessere Beziehungen Wien (dpa) - Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und sein österreichischer Kollege Wolfgang Schüssel von der Volkspartei (ÖVP) wollen die belasteten Beziehungen zwischen ihren beiden Ländern verbessern. Das erklärten beide Politiker am Samstag nach einem einstündigen Treffen in Wien. Dessen ungeachtet verteidigte Schröder die achtmonatigen EU- Sanktionen gegen die rechtskonservative österreichische Regierung: »Ich sehe sie nicht als Fehler». Die populistische FPÖ, die Ziel der politischen Isolierung Wiens gewesen war, richtete erneut scharfe persönliche Angriffe gegen Schröder. Der deutsche Gast lege ein Verhalten an den Tag, «das eigentlich typisch ist für eine Diktatur, das bringt er aus dem Dritten Reich mit», sagte der FPÖ-Generalsekretär Peter Sichrovsky nach Angaben der Zeitung «Die Welt» (Samstagsausgabe). Sichrovsky dementierte jedoch später diese Zitate als «völlig aus dem Zusammenhang gerissen». «Ich habe nie Herrn Bundeskanzler Schröder unterstellt, kein überzeugter Demokrat zu sein», sagte er der österreichischen Nachrichtenagentur APA. «Das ist heute ein Anfang», beschrieb Schüssel das Gespräch. «Mir ist wichtig, als gute Nachbarn miteinander zu leben». Auch Schröder betonte: «Es gibt eine Menge Übereinstimmung». Er suchte angesichts gegenteiliger Behauptungen in den letzten Monaten klar zu machen, dass es «zwischen uns beiden jedenfalls keine Probleme» gebe. Der österreichische Bundeskanzler nahm eine Einladung Schröders nach Berlin an. |
Schröder stattete Bundespräsident Thomas Klestil einen kurzen Höflichkeitsbesuch ab und verbrachte am Schluss seines 22-stündigen
Aufenthaltes zwei Stunden mit regierungskritischen Künstlern und Intellektuellen unter Führung von Andre Heller.
Die österreichischen Medien übten wieder harsche Kritik daran, dass Schröder Regierungskritikern mehr Zeit als der Regierung eingeräumt
hatte. Zeitungen warnten vor «neokolonialer Bevormundung aus Deutschland» («Die Presse») und meinten «Schröders Wien-Programm haftet
ein Maß an Boshaftigkeit an, das unter Freunden unüblich ist» («Salzburger Nachrichten»).
Schröder war am Freitagabend als zweiter Regierungschef eines EU- Landes nach Aufhebung der EU-Sanktionen gegen Österreich nach Wien
gekommen. Er war mit dem Oppositionsführer und SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer zusammen gekommen und hatte an einem Gartenfest von
Regierungskritikern teilgenommen. Auch die CDU/CSU hatte diese Gewichtung Schröders als Beleidigung des offiziellen Österreichs kritisiert.
Der Kanzler war am Samstagabend nach Berlin zurück geflogen. Dort verfolgte er das DFB-Pokalendspiel im Olympia-Stadion und nahm an
der Siegerehrung des FC-Schalke 04 teil.
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(c) eric alglave 2001